138
B. Länderkunde. — I. Asien.
genommen und der Boden gartenmäßig angebaut. Die dicht aneinandergereihten
Ackerfluren der Ebeue erzeugen Getreide (Weizen, Gerste, Hirse, Hafer) und
Hülsenfrüchte. Der wichtige Reisbau herrscht im ganzen Lande und erreicht
erst in der Breite von Peking seine Nordgrenze; noch weiter nach N und
Nw erstreckt sich die Zone der Baumwollkultur. Für den Baumwuchs
ist in der Ebene kaum noch Raum geblieben. Den Verkehr vermitteln fahr-
bare Straßen, die von Kamelen, Pferden, Maultieren und Eseln belebt werden.
78. Tee-Pflanzung in China.
Der Tee verlangt reichliche Bewässerung. Die Blätter werden wiederholt, jedoch höchstens fünfmal jährlich,
geerntet, an der Sonne getrocknet, über Feuer in eisernen Pfannen geröstet und noch heisz zwischen den
Händen gerollt. Dann erfolgt ihre Sortierung und Verpackung. Schwarzer und grüner Tee werden von
den Blättern desselben Strauches durch verschiedene Behandlung gewonnen.
Das gebirgige Südchiua besitzt mittelmeerische Vegetation mit immergrünen
Sträuchern. In den Tälern und Sumpfniederungen gedeihen Reis, der aber
den einheimischen Bedarf nicht deckt, und Zuckerrohr. Der Mohnbau hat
namentlich in der Provinz Setschwan große Bedeutung gewonnen. Die sanften
Gehänge der Berge und Hügel sind mit Teegarten1 sbild 78) geschmückt.
Die Zucht der Seidenraupe, über ganz China verbreitet, blüht am meisten
im Mündungsgebiet des Jäutsekiäug, am Kaiserkanal und in Schantuug.
China liefert etwa die Hälfte des jährlichen Ro hseidebedarfs der Erde.
Die waldgeschmückten Gebirgshöhen sind reich an wertvollen Holzarten. In
den Gebirgen hat Südchina nur schmale Saumpfade für Maultiere und
Pferde, in den Tälern dagegen blüht die Schiffahrt auf Flüssen und Kanälen,
soweit diese nicht, wie der Kaiserkanal, infolge der Entwicklung der Küsten-
schisfahrt streckenweise in Verfall geraten sind.
1 Der Tee ist das Nationalgetränk der Chinesen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Südchina
Extrahierte Ortsnamen: Asien Peking China China Kaiserkanal Schantuug China
Australien. 83
Die Bewässerung des Festl and es ist infolge der Regen-
armut und bei den? Mangel an Schneegebirgen sehr armselig. Es fehlt
den Flüssen an dauerndem Wasserbestand. Nur in dem begünstigten 8.-0.
hat sich das einzige größere Flußsystem mit dauerndem Wasser entwickelt:
das des M u r r a y (mörre) mit dem Darling. Alle Flüsse, welche
nur zeitweise Wasser führen »der sich zur Zeit der Dürre in einzelne
Lachen auflösen, heißen Cre^eks «kriks). — Ju den Tiefebenen w. vom
Murray liegen zahlreiche Salzsee n. Der größte ist der E y r e -
(er-) See.
Die Pflanzen- und Tierwelt Australiens weist ganz
eigenartige Formen auf. Dichtere Wälder finden sich nur selten,
aber auf blumenreichen Grasboden stehen einzelne Bäume oder Baum-
gruppen, ohne Unterholz, nach Art eines lichten Parks. Zu den Baumarten
gehören Grasbäume, Baumfarne, die blaugrünen Kasuarinen
mit ihren nadel- und federartig belaubten Zweigen, von den Weißen auch
Keulenbäume genannt, da die Eingeborenen hieraus ihre Streit-
kolben schnitzen , ferner die (bis über 100 m hohen) Eukalypten, auch
Gummibäume genannt, da sie reichlich Gummiharz ausschwitzen, endlich
hohe Akazien mit nngefiederten Blättern. Die Hlußufer werden oft von
undurchdringlichem Buschwerk begleitet. Strichweise, wie um den Darling,
dehnen sich endlose Grassteppen ans. Die wüstenartigen Wildnisse
des Binnenlandes sind stellenweise mit fast undurchdringlichem Gesträuch-
dickicht, Scrub, anderwärts mit den Büscheln des Stachelschwein-
grases bestanden. — Der einheimischen Tierwelt fehlen die
kräftigeren Tierformen der übrigen Erdteile. An Säugetieren besaß das
Australsestland allerlei Beuteltiere, darunter das Riesenkänguru,
ferner das Schnabeltier und den fuchsroten, hundeartigen Dingo-
An Vögeln sind dem Festlande eigenweiße Adler, schwarze
S ch w ä n e, der Emu oder austr- Strauß, der prächtige Leier schwänz
und zahlreiche Papageien (darunter der Kakadu), aber keine Singvögel-
Doch sind diese, wie auch unsere Haustiere und Kulturpflanzen, jetzt dort längst
eingeführt.
An M i n e r a l i e n weist das Festland Reichtum an Gold,Stein-
kohlen und Kupfer auf.
2. Die Lewohner scheiden sich in Ureinwohner und eingewanderte
Völker. Erstere sind die dunkelfarbigen, häßlichen Australueger,
deren es noch 55000 giebt. Bei der armseligen Tier- und Pflanzenwelt
ihrer Heimat kamen sie nicht über ein wildes Wanderleben hinaus.
In geringzähligen Horden streifen sie auch heute noch im Innern des
Landes umher, wohnen in Höhlen und im Busch oder bauen kunstlose
Zelte und ernähren sich von der Jagd, vom Fischsang und von der
Bettelei bei denweißen. Auch Wurzeln, Raupen, Eidechsen und Würmer
verschmähen sie nicht als Nahrung. — Alle Versuche, sie an ein seßhaftes,
arbeitsames Leben zu gewöhnen, sind gescheitert.
Unter den Eingewanderten sind naturgemäß dieengländer
am zahlreichsten vertreten, außerdem Deutsche (80000), namentlich in
Südaustralien, und Chinesen (42000). Bis 1867 benutzte England
einzelne Gebiete Australiens noch als Verbannungsort für Verbrecher. —
Die Hauptnahrungsquellen sind Viehzucht, Ackerbau,
Bergbau und H a n d e l. Australien nährt die größten Schaf-
h e r d e n d e r Erde und beherrscht mit seiner W o l l a n s f n h r
den europäischen Markt. Europäische Kulturpflanzen, als W e i z e n ,
Korn, Obst, Wein und Südfrüchte, gedeihen vortrefflich. Durch Anlagen
von Eisenbahnlinien sucht man den Handel zu fördern; von
6*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Australien Südaustralien England
56 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
In der 35—40 km breiten Oberrheinischen Tiefebene
verbindet sich ein außerordentlich mildes Klima mit einer fruchtbaren
Bodenkrume; hier finden sich also die natürlichen Voraussetzungen für
gartenartigen Anbau und große Volksverdichtung in hohem Maße. Man
kann innerhalb dieses Tieflandstriches drei Zonen unterscheiden: den in
in einem künstlich geregelten Bett dahinwogenden, von feuchten, buschigen
Auländern umsäumten Fluß, das wohlausgenützte frucht-
schwere G a u l a n d und das rebengesegnete W e i n l a n d , zu welchem
auch der K a i s e r st u h l zählt, der sich als vulkanische Einzelerhebung
hart am Rhein bei Breisach über 300 m hoch unmittelbar aus der
Ebene aufreckt.
Von Mannheim an nimmt der Strom Schiffe mit 700 bis 900
Tonnen Tragfähigkeit auf sich; dazu gesellt sich namentlich vom Neckar her
ein äußerst reger Floßverkehr. Die beiden Ufer entlang ziehen viel-
benützte Schienenstränge und 10 wichtige Bahnlinien queren die Tiefebene.
Außerdem fließt auf der Westseite noch die Elsässer Jll mit dem Rhein
parallel und Kanäle verbinden ihn sowohl nach Süden hin mit dem
Rhone als nach Norden und Westen hin mit der Seine. — Im Gau -
land begegnet uns nur dort magerer Wald, wo das fette Schwemmland
aus Lehm und Löß durch Sandlager unterbrochen wird. „Sonst liegt eine
wie in Beete zerstückelte Flur vor uns, wo die emsige Betriebsamkeit
kleiner Besitzer den Feldbau auf eine hohe Stufe der Ertragsfähigkeit
gehoben hat." Neben dem prächtigsten Weizen trägt der tonreiche Boden
feinste Gerste, die namentlich im Unterelsaß einer schwunghaften Bier-
brauerei dient. Die Büschelähren des Maises mit ihren vollen Körnern be-
weisen, daß man hier den Mais nicht wie sonst fast überall in Deutschland
bloß als Futtermais der Blätter wegen baut. Neuerdings hat sich die Zucker-
rübe den älteren Kulturen von Krapp und Zichorie zugesellt. Ferner
bringt diese gesegnete Ebene trefflichen Hopfen (besonders im Unterelsaß),
sowie die beste und massenhafteste Ernte deutschen Tabaks hervor. Ganz
besonders ist es jedoch die Fülle von Baumfrüchten und von
Wein, welche die oberrheinische Ebene wie überhaupt das Rheingebiet
des deutschen Mittelgebirgslandes auszeichnet. Obst spielt am Rhein eine
ungleich wichtigere Rolle für die Volksernährung als im übrigen Deutsch-
land, und der Wein ist hier das Getränk auch des gemeinen Mannes?)
Hohe Walnußbäume beschatten die Landstraßen und die Edelkastanie
reift wie in Frankreich oder in den Mittelmeerlanden ihre wohlschmeckende
Frucht.
1) Die jährliche Weinernte bewertet sich durchschnittlich im Elsaß auf 15mill.,
in der Vorderpfalz auf über 10y2 Mill. Mk., in Rheinhessen in guten Jahren auf
über 8 Mill. Mk. — In Baden gibt es fast 9 Mill. Obstbäume. Auf den Kaiserstuhl
allein kommen an 6000 Kirschbäume, die in ertragreichen Jahren gegen 20000 Ztr.
Kirschen liefern.
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rhein Breisach Mannheim Rhein Deutschland Rhein Frankreich Rheinhessen Baden
— 51 -
Verkehr wurde unter Benutzung der neuen Fortschritte gehoben. Im Jahr 1835 erfolgte der Anschluß Badens an den deutschen Zollverein; 1838 wurde der^.bedeutsame Beschluß gefaßt,
Großherzog Leopold im Kreise seiner Familie.
eine staatliche Eisenbahn von Mannheim bis Basel zu bauen. Der Anfang dieser ersten Staatsbahn in Deutschland, die Strecke Mannheim—heidelberg, wurde am 12. Sept. 1840 eröffnet. Um ihr Zustandekommen hatten sich besonders die Staatsmänner Nebenius und Winter verdient gemacht, denen
4*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Badens Mannheim Basel Deutschland
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 223 —
Religion nach sind die meisten Bewohner Mohammedaner; doch ist auch die
Zahl der Christen nicht unbedeutend.
Residenz- und Industriestädte im Gebiete des hohen Atlas:
33. Marokko (Marakesch, die Geschmückte), Haupt- und erste Residenz-
stadt des Reiches, Stapelplatz für den Durchfuhr- und Karawanenhandel,
Lederfabriken (Maroquin).
34. Fßs, zweite Residenz und größte Stadt des Sultanats, wichtigste
Handels- und Industriestadt (Waffen, Lederwaren, Teppiche, Gewebe). Haupt-
sitz der mohammedanischen Gelehrsamkeit.
Mittelmeerhäfen im Bereich des Tell-Atlas:
35. Algier, Hauptstadt Algeriens, Sitz des Gouverneurs und bedeutendste
Handelsstadt des Landes. Bahnverbindung mit den Häfen Oran im W. und
Philippeville im 0. — Von Philippeville führt eine Bahnlinie südwärts
nach Biskra, einer Oase jenseit des saharischen Atlas. Frankreich beabsichtigt,
diese Linie quer durch die Sahara über Agades bis an den Tsad-See zu führen;
auch ist eine Verbindung Orans mit Timbnktu geplant.
36. Tunis*), Residenz des Beys, neben Alexandrien bedeutendste Handels-
stadt Nordafrikas, mit vielen Fabriken und reichen Bazars. Hafen Goletta.
bedeutender Schiffsverkehr mit Marseille, Italien und der Levante.
Viii. Die afrikanische Inselwelt.
Wodenform xtxib Kewcrsser.
§ 185. Die afrikanischen Inseln sind fast alle gebirgig, von vulkanischer
Natur und großer Fruchtbarkeit. Unter den Jnfeln des indischen Oceans
(s. § 160) befinden sich auch Korallenbauten (Sansibar, Amiranten, Seychellen).
Madagaskar, die drittgrößte Insel der Erde (größer als die Pyrenäen-
Halbinsel), besteht aus einem granitischen Gebirgskeru, dem Sand, Kalk und
im N. auch Vulkanboden vorgelagert ist. Die größeren, teilweise schiffbaren
Flüsse (Länge der Themse oder Ems) strömen der Straße von Mocambique
zu. Unter den vulkanischen Inseln des atlantischen Oceans (s. § 160)
erhebt sich Tenerisa, die größte der Canarien, mit dem Pico de Teyde**),
3700 m hoch (Höhe des japanischen Jnselvulkans Fudschijama).
*) Nördlich von Tunis die Ruinen Karthagos.
**) Dieser gewaltige Vnlkankegel, dessen Gipfel, der Zuckerhut, im Winter eine Schnee-
Haube trägt, hat den letzten Ausbruch an seinen Flanken vor kaum 100 Jahren erlebt. Seine
steilen Abhänge tragen in süns übereinander liegenden Stockwerken fünf Pslanzenregionen:
die Zone der Weinreben (mit Euphorbien, Drachenbäumen, Dattelpalmen, Bananen, Zucker-
rohr), der Lorbeeru (mit Eichen, Oliven, Farnen, Epheu), der Fichten (mit Heidekraut und
Erdbeerbäumen), der Retama, einer Ginsterart, und der Gräser.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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— 179 —
lichen Einöden. In den Waldungen Hausen noch Wölfe und Wild-
schweine.
2. Die Tiefebeue. Sie reicht von der Maas und Sambre
bis zur Nordsee. Ihr größter Teil ist wohlangebaut. Die frucht-
baren Felder sind mit Bäumen oder Hecken eingefaßt und liefern
vortreffliches Getreide und zartes Gemüse. Am fruchtbarsten ist
das Gebiet zwischen Gent und Antwerpen. Es heißt der „Lust-
garten von Flandern."
Zur sachlichen Besprechung.
a. Wie benutzt der Belgier die weite Ebene seines Vater-
landes? Ter größte Teil ist wohl angebaut, bedeckt mit frucht-
baren Feldern, anf denen nicht nur Getreide, sondern auch Zucker-
rüben, Flachs, Hanf, Hopfen und Tabak in Hülle und Fülle ge-
deihen, oder erfüllt mit wundervoll grünen Wiesen, auf denen statt-
liche Pferde, wohlgenährte Rinder und wollereiche Schafe weiden.
b. Und wie sieht es im gebirgischen Teile aus? Hier finden
wir ausgedehnte Moore (Venn-Moor!) und große Buchen- und
Eichenwälder.
D. Und was können wir von der Karte über die Bewässerung
ablesen?
Belgien ist gut bewässert. Wir bemerken außer einer Anzahl kleiner
Gewässer zwei große Flüsse.
1. Die Maas mit der Sambre. Allerdings gehört nur der
Mittellaus der Maas zu Belgien. Quelle und Oberlauf befinden
sich aus französischem, Unterlauf und Mündung auf niederländischem
Boden.
2. Die Schelde. Sie entspringt auf den letzten Ausläufern
der Ardennen in Frankreich, überschreitet aber schon nach kurzem
Laufe die belgische Grenze und fließt erst in nördlicher, dann in
nordöstlicher, dann in nordwestlicher Richtung der Nordsee zu.
Zur sachlichen Besprechung.
a. Wie mag es wohl um das Gefälle der Schelde bestellt
sein? Sicherlich fließt die Schelde sehr langsam, denn ihre Quelle
liegt nicht hoch, und ihr Lauf geht fast ausschließlich durch Tiefland.
b. Seht euch einmal die Mündung der Schelde genauer an.
(Die Schelde teilt sich unterhalb der Stadt Antwerpen in zwei
breite Arme, Westerschelde und Osterschelde genannt. Diese Arme
stehen mit einander und auch mit der Rheinmündung in vielfacher
Verbindung.)
E. Können wir aus Lage und Bodenbeschaffenheit nicht auch einen
Schluß auf das Klima des Landes machen? (In Belgien wird ein
doppeltes Klima zu unterscheiden sein. Im Flachlande wird ein feuchtes
12*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Das Marschgebiet und die Küste.
187
schätzen, wenn wir auch die einzelnen Züge des Kulturbildes,
das sich auf dem selbstgeschaffenen Boden entfaltete, betrachten.
Ein Haupterwerbszweig wurde die Viehzucht und zwar
die Rindviehzucht. Aus dem ausserordentlich fruchtbaren,
aus dem Schlamm des Meeres und der Flüsse bestehenden Boden
spriesst das Gras, in seinem Wachstum noch gefördert durch ein
grosses Mass von Feuchtigkeit, aufs üppigste hervor. Auf
verhältnismässig kleiner Weidefläche findet eine bedeutende
Zahl von Rindern ein reichliches Futter. Überall fällt uns so-
wohl die Grösse der weidenden Rinderscharen als auch das vor-
treffliche Aussehen des Viehs auf. Die Bereitung von
Käse und Butter findet in grossem Umfange statt, und diese
holländischen Erzeugnisse zeichnen sich durch ihre vorzügliche
Güte aus. Hohe Bedeutung hat die Rinderzucht vor allem in dem
Gebiet der Grünlandsmoore, einem Landstreifen, der östlich von
dem eigentlichen Marschgebiete, zwischen diesem und dem Geest-
lande liegt. Doch auch in weiten Bezirken der Marschen
selbst ist sie wichtigster Erwerbszweig, so auf der Halbinsel
Nord h oll and, wo der Ort Edam liegt, der dem beliebten Edamer
Käse den Namen gegeben hat, ferner auf den Inseln von See-
land und in Landstrichen von Friesland.
In vielen Gegenden der holländischen Marschen war aber
doch der Boden zu wertvoll, um bloss dem Graswuchse zu dienen.
Der Anbau von Kulturgewächsen versprach grössern Gewinn.
In den Vordergrund traten besonders solche, denen ein grosses
Mass von Feuchtigkeit zusagt, z. B. Flachs, Tabak, Zucker-
rüben. Zu diesen Handelsgewächsen gesellten sich noch Krapp,
Zichorien, Kräuter und Sämereien. Berühmt ist auch die
Blumenzucht, namentlich von Zwiebelgewächsen. Für sie
erwies sich besonders der leichte, etwas sandige Boden in der
Gegend von Haarlem als sehr geeignet, wo die grossen Beete
von Hyacinthen, Tulpen und andern Blumen im Frühlinge eine
herrliche Pracht entfalten. Ferner hat der Anbau von Gemüsen,
in erster Linie von Kohl und Bohnen, eine grosse Verbreitung
gefunden. Neben den hellgrünen Grasweiden, den blauen Flachs-
feldern und den blaugrünen Kohlbeeten erscheinen häufig, wenigstens
in manchen Gegenden, auch gelbe Weizenäcker. Alle Kulturen
aber lassen die Fruchtbarkeit des Bodens erkennen und lohnen
durch reiche Erträge. So ist der Boden der holländischen
Marschen wohl teuer, aber nicht zu teuer erkauft. Auf das Werk
der Väter gründet sich der heutige grosse Wohlstand der Be-
wohner, und alle Unternehmungen, die gegenwärtig noch ge-
plant oder schon in der Ausführung begriffen sind, werden wieder,
so kostspielig sie auch sein mögen, zu einer Quelle zukünftigen
Reichtums.
Wir haben bisher nur die Erträge des Bodens, also den
unmittelbaren Nutzen, den er bringt, betrachtet. Die Kanal- und
Deichbauten hatten jedoch noch einen andern Zweck. Durch sie
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TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
= 305
Eine Wegstunde nordwestlich liegt Za an dam, sahndamm (24000
Einw.), berühmt durch den Aufenthalt Peters d. Gr., der sich hier auf
den damals berühmten Werften mit dem Schiffsbau bekannt machen
wollte. Seine Holzbaracke ist Eigentum des Kaisers von Rußland;
sie wird durch einen schönen Steinbau, der sie umschließt, geschützt:
Ebensoweit von Amsterdam nordöstl. liegt das wegen übertriebener
Reinlichkeit bekannte Dorf Broek, bruk, welches ein Villenort reicher
Kaufleute geworden ist. „Für jeden Besucher stehen Filzpantoffeln,
die man über die Schuhe zieht, bereit. Selbst die Kuhställe sind mit
Marmorplatten ausgelegt und so sauber, daß sie wie Wohnstuben aus-
sehen." Doch hat sich in neuerer Zeit schon manches geändert. Nörd-
lich liegt Edam, berühmt durch den Edamer Käse, der in Form großer
rot- und gelbgefärbter Käsekugeln in alle Welt geht.
Westlich von Amsterdam liegt Haarlem (75000 Einw.), eine
schöne, freundliche Stadt, blühend durch ihre Blumenzucht. Furchtbar
hat die Stadt einst durch die Spanier zu leiden gehabt. Als sie (1573)
nach siebenmonatiger Belagerung fiel, wurden alle Soldaten und 2000
Bürger hingerichtet. Im 17. Jahrhundert wurden für schöne Blumen-
zwiebeln überaus große Summen, bis 4000 Franken für eine Tulpen-
zwiebel, gezahlt. Noch heute werden Blumenzwiebeln, Tulpen, Krokus,
Narzissen, Anemonen u. a., bis nach Amerika versandt. Im Frühling
bieten die weiten Blumenfelder einen herrlichen Anblick, und köst-
licher Duft erfüllt die Lüfte. Große Fruchtbarkeit ist auch im Ilaar-
lemer Polder, das sich südöstl. von Haarlem in der Richtung nach
Leiden erstreckt und durch Eindeichung und Trockenlegung des fast
200 qkm großen Haarlemer Meeres im vorigen Jahrhundert gewonnen
ist. Wo bis dahin Wasserwogen trieben, wohnen hfeute 18000 Menschen
in freundlichen Dörfern, umgeben von fruchtbarsten Feldern rund
üppigen Wiesen.
Südl. liegt Leiden (58000 Einw.) am Alten Rhein, der wegen
Versandung der Schiffahrt nur noch wenig dient. Im Mittelalter war
die Stadt ein wichtiger Hafenplatz, der Mittelpunkt der holländischen
Weberei und der Sitz einer berühmten Universität. Sie zählte damals
fast doppelt so viel Einwohner als jetzt. Als 1574 die Belagerung der
Spanier die Stadt in größte Bedrängnis gebracht hatte, ließ Wilhelm
von Oranien zur Rettung die Deiche durchstechen.
Eine kleine Wegstunde vom Meer entfernt liegt der Haag (260000
Einw.), die drittgrößte Stadt des Landes, die Residenz. Hier war einst
ein Jagdsitz der Grafen von Holland — daher der Name „des Grafen
Gehege , s Gravenhage. Erst Ludwig Bonaparte hat als König von
Holland „dem größten Dorf Europas" Stadtrechte gegeben. Mit seinen
breiten Straßen, weiten Plätzen, schattigen Spazierwegen und freund-
lichen Villenvierteln macht es den Eindruck einer neuen nichthollän-
dischen Stadt. In der Haager Galerie finden wir u. a. Rembrandts be-
Oppermann u. Pottag, Präp. Bd. I. 20
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Peters Wilhelm Ludwig_Bonaparte Ludwig Oppermann
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Amsterdam Haarlem Amerika Haarlem Alten_Rhein Holland Holland
— 195 —
durchzogen, dessen höchste Gipfel über 4000 m emporsteigen. Die Küste
ist an vielen Stellen sumpfig und wegen des heißen Klimas sehr ungesund.
b) Bewässerung, Pflanzen- und Tierwelt. Die hohen Gebirge
sind sehr reich an Niederschlägen. Sie entsenden als größten Fluß
den Kaiserin Augustasluß, der bis tief in das Land hinein sogar
kleinen Seedampfern eine ausgezeichnete Wasserstraße bietet. — Da der
Boden mit verwitterter Lava bedeckt und deshalb sehr fruchtbar ist, so
hat sich die Pflanzenwelt üppig entwickelt. Die wichtigsten Nutz-
pflanzen sind die Kokos- und die Sagopalme, deren Früchte wertvolle
Handelsartikel bilden. Ferner werden Sisalhanf, Kaffee und Kakao an-
Abb. 116. Pfahlbauten auf den Admiralitätsinselu.
gebaut; auch mit dem Anbau von Baumwolle und der Gewinnung
von Kautschuk hat man günstige Versuche gemacht. — Die Tierwelt
ist fast dieselbe wie in Australien. Unter den Vögeln sind noch der
prachtvolle Paradiesvogel und der straußähnliche Kusar zu nennen.
Die Schmetterlinge schillern in nie gesehener Farbenpracht.
c) Bewohner. Die Eingeborenen sind die Papuas, Menschen
von dunkelbrauner Hautfarbe, aber geistig höher steheud als die Austra-
lier. Ihre Wohnungen sind am Ufer des Meeres und der Flüsse
Pfahlbauten; im Innern sindet man auch auf hohen Bäumen errichtete
Hütten, die nur mittelst Leitern zu erreichen sind. Werkzeuge aus
Eisen kannten die Papuas früher nicht; sie gebrauchten nur solche aus
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TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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